Die Firmen STUDER und ReVox haben zu Tonbandzeiten keine Klein- und Miniaturgeräte für Reporter gebaut. Warum eigentlich nicht? Vermutlich wollten sich beide Firmen in ihren „Spezialgebieten“ nicht in die Quere kommen. Tonleuten und Technikern blieb also weltweit nichts anderes übrig als auf die UHER-Report, Stellavox oder eben Nagra Kudelski auszuweichen.
Denn Nagra hatte sich nicht nur auf die Herstellung absolut hochpräziser Tonbandgeräte in „tragbaren Formaten“ spezialisiert. Das Besondere ist mit Sicherheit die Größe, das Gewicht und natürlich der Preis für Schweizer Feinmechanik allererster Güte. Auf dieser Seite möchte ich einige wichtige Meilensteine der Firma zeigen.
Nagra III
Wenn z.B. der berühmte deutsche Tierfilmer Heinz Sielmann zwischen 1965 und 1991 die vielfach preisgekrönten „Expeditionen ins Tierreich“ für das ARD-Fernsehen unternahm, dann kam der Filmton von so einer Maschine. Ob in stechender Hitze in Afrika oder Eiseskälte am Nordpol – das NAGRA III läuft und lief überall und immer.
Für Reportereinsätze führte der Bayerische Rundfunk noch bis Ende der 1990er Jahre diese kleinen Maschinen in den Hörfunk Ü-Wagen mit. Leider sind sie mit deutlich über 10 Kg recht schwer und viele Reporter und auch der Rundfunk bevorzugten deshalb teilweise auch die leichteren und vor allem wesentlich günstigeren UHER Report Geräte.
Gerade aber bei für den Filmton verantwortlichen Tontechnikern waren und sind die Nagra-Geräte auch heute noch sehr beliebt und die einzig professionelle Lösung im analogen Segment.
Zu den Besonderheiten gehört unter anderem, dass dieses Gerät auch mit Bandgeschwindigkeit von 38,05 cm/s betrieben werden kann und über alle denkbaren tontechnischen Raffinessen und Möglichkeiten verfügt. Von der Phantomspeisung für Mikrofone bis hin zum Pilotton war hier alles in relativ kompakter Bauweise möglich.
Auch die Firma Sony hat sich ganz offensichtlich von oben gezeigtem Nagra III inspirieren lassen und mit dem Sony TC 510-2 ein tragbares Gerät gebaut, welches dem Nagra vom Bedienkonzept her verdächtig ähnlich sieht.
Nagra SN (Série Noire)
Von der Nagra Série Noire gab es verschiedene Typen für unterschiedliche Anwendungszwecke. Im Einzelnen wurden die folgenden Typen gefertigt:
- Ab 1960: Nagra SN – (Série Noire) brieftaschengroßes Miniaturtonbandgerät für 0,15-Zoll-Band (3,81 mm). Wurde bis 1971 nur an den US-Geheimdienst geliefert, danach auch Produktion ziviler Versionen wie z. B.
- Nagra SNN – Mono, Vollspur, Bandgeschwindigkeit 3¾ ips. (9,525 cm/s)
- Nagra SNS – Mono, Halbspur, Bandgeschwindigkeit 15/16 ips. (2,38 cm/s) für Polizeiaufgaben, viermal längere Aufnahmezeit pro Spur auf Kosten von Dynamikbereich und Höhenwiedergabe
- Nagra SNST – Zweikanalausführung für Geheimdienstanwendungen
- Nagra SNST-R – Hi-Fi Stereo
Das hier gezeigte Nagra SNST ist ein „High-End-Miniatur-Recorder“ der ganz besonderen Art. Besonders hervorzuheben sind die Abmessungen des kleinsten professionellen Tonbandgerätes der Welt. Es ist gerade mal 146 x 101 x 26 mm groß und wiegt dabei schlappe 590 Gramm.
Neupreis: ca. 10.000 Euro. Zu finden ist es immer wieder bei Abhörzwecken in Agentenfilmen wie „James Bond 007„.
Um bei der Konstruktion Platz und Gewicht zu sparen, hatten sie die Nagra-Ingenieure etwas Besonderes einfallen lassen! Das Zurückspulen der kleinen Tonbandspulen wurde nicht über einen Motor realisiert, sondern über eine Kurbel, die von Hand gedreht werden musste.
Die Kurbel ist im Gerät eingebaut und kann bei Bedarf über einen feinen Mechanismus mit den Fingerspitzen ausgeklappt werden.
Nagra T-Audio
Das Nagra T-Audio stellt ohne Frage das Maximum des Machbaren im Bereich der analogen Aufzeichnung dar. Sowohl technisch und mechanisch ist die T-Audio die Krönung Schweizer Ingenieurskunst! Nicht umsonst gilt die Nagra T-Audio als „teuerste Mastermaschine der Welt“!
Übrigens verfügt diese Maschine über alle nur erdenklichen Bandgeschwindigkeiten. Von 2,38 cm/s bis 76 cm/s ist alles möglich!
Alle Bilder aus dieser kleinen Galerie wurden mir mit freundlicher Genehmigung durch die Firma Filmco aus Ontario in Kanada zur Verfügung gestellt. Gezeigt wird das Modell „Nagra T-Audio TC“ – also eine Maschine mit der Möglichkeit, Time-Code aufzunehmen und abzuspielen. Selber gesehen habe ich so eine Maschine mal in einem kleinen TV-Übertragungswagen des NDR in Hamburg.
Weitere Informationen über NAGRA Geräte finden Sie auf der Homepage der Firma.
ACHTUNG:
Es gibt noch ein SN. Das Model SNG, halbspur, 2,38 und 4,75 cm, und wie beim SNN ein ALC
(Automatic Level Control) Regler.
Und NAGRA TA nur 4 Bandgesch. 9,5/19/38/76 !
Danke für die Ergänzung!
Und es gibt noch einen Nagra Mini Mixer SN mit der Serien Nummer 1 für Nagra SN mit zwei Mikrofon – und einem Line Eingang und einem Modulometer für das Aussteuern. Nur eine Ausführung weltweit.
Danke für die Info, sehr interessant! Für wen wurde diese Einheit denn gebaut?
Ein kleines handliches Stereotonbandgerät ! Besonders zu Filmaufnahmen geeignet ( Aufnahme in Stereo ! ) . Kann mit etlichem Zubehör wie : Lautsprecher , Kopfhörer , Mikrofonen , Akku Ladegerät usw. Bestückt werden .
Unterwegs kein Transporthindernis . Wird einfach in die Tasche gesteckt .
Der Name des Gerätes „Nagra“ stammt aus Polen, das Heisst „Nagranie“ Also auf Deutsch, „Die Aufnahme“.
Danke für den Hinweis! Das ist richtig! 🙂
Danke für den Hinweis! Die Maihak MMK 6 kostete rund 3.600 Mark, sie war gewissermaßen ab 1958 eine (wegen des Federwerkantriebs nicht sehr aussichtsreiche) „Konkurrentin“ der Nagra III. Nagra III wurde bei den Rundfunkanstalten als Nachfolgerin der Federwerk-Bandgeräte von Maihak 1960 eingeführt. Diese hielten sich aber bis in die 1970er-Jahre. Das Nachfolge-Modell Nagra IV-L kostete 1977 rund 8.700 Mark (IV-SL, Pilot), das 4.2 L (Pilot) rund 7.500 Mark (Grundausstattung).