Für die Aufzeichnung von Magnettonbändern gibt es von je her verschiedene „Spurlagen“. Angefangen hat es ursprünglich natürlich mit der Aufzeichnung einer Mono-Aufnahme – also mit einer Ausnutzung des Bandes auf voller Breite (= Mono-Vollspur). Mit der Erfindung der Stereophonie kamen die Halbspur-Tonköpfe auf den Markt. Die volle Tonbandbreite wurde also in zwei Spuren für den jeweils rechten und linken Kanal aufgeteilt.
Für den Consumer-Bereich (und auch für die Compact-Cassette) war die Viertelspur der Standard – also 2 x 2 Spuren (= Stereo), um die Spule am Ende umdrehen und in gleicher Länge nochmals nutzen zu können (so ist es auch bei der Compact-Cassette).
ReVox schrieb in der Gebrauchsanweisung der ReVox A77 Ende der 1960er Jahre eine ausführliche Abhandlung zu diesem Thema.
Tonband-Spurlagen
Im Bestreben, die Speicherkapazität eines Tonbandes möglichst auszunutzen, wird dessen Breite in zwei oder vier Spuren aufgeteilt. Man spricht von Halb- oder Viertel-Spuraufzeichnung. Eine Halbierung der Spur ergibt doppelte Aufnahmedauer für identische Bandlänge. Die Unterteilung in mehrere Spuren hat auf den Frequenzgang der Aufzeichnung keinen Einfluss. Hingegen wird die Dynamik, d.h., der Bereich zwischen Vollaussteuerung und dem Rauschen des Bandes kleiner.
Die Viertel-Spuraufzeichnung ist auch anspruchsvoller bezüglich Sauberkeit der Tonköpfe und des Tonbandes. Für Monoaufzeichnung stehen somit bei Halbspurmaschinen zwei, bei Viertel-Spuraufzeichnung vier unabhängige Spuren zur Verfügung. Die Stereo Aufzeichnung erfordert für die Kanäle links und rechts je eine Spur. Es werden somit gleichzeitig zwei Spuren benutzt.
Bei Halbspur Stereoaufzeichnung ist das Band in einem Durchgang voll bespielt. Bei Viertelspurgeräten werden im ersten Durchgang nur zwei der vier Spuren bespielt. Die folgenden Illustrationen sollen die Vorgänge an den Tonköpfen etwas anschaulicher darstellen.
Spurlagen: Mono Halbspur
Um die Austauschbarkeit der Tonbänder zu garantieren, sind die Spurlagen genormt. Bei der Halbspur Monoaufzeichnung ist die obere Hälfte
S p u r 1 und die untere Hälfte S p u r 2 benannt.
Nach internationaler Norm wird zuerst die obere Spur, also S p u r 1 bespielt (reine Mono-Geräte enthalten nur für die obere Kopfhälfte einen Aufnahmekopf.) Es besteht also folgende grundsätzliche Situation, die Sie sich bitte gut einprägen wollen:
Eine eventuell auf Spur 1 schon vorhandene Aufzeichnung wird beim Überfahren des Löschkopfes in Aufnahmestellung automatisch gelöscht. Das nunmehr neutrale Tonband bewegt sich über den Aufnahmekopf und wird von neuem moduliert.
Die neue Aufzeichnung bewegt sich weiter über den Wiedergabekopf, wo bereits die eben aufgezeichnete Modulation über den Wiedergabeverstärker kontrolliert werden kann (Hinterbandkontrolle).
Diese direkte Aufnahmekontrolle ist nur mit der Studio mäßigen Anordnung mit 3 Tonköpfen möglich. Die klare Trennung der Aufnahme- und Wiedergabefunktionen bei den Tonköpfen und den Verstärkern ermöglicht neben der „über Band Kontrolle“ auch interessante Trickschaltungen.
Das auf Spur 1 voll bespielte Tonband befindet sich auf der rechten Bandspule. Nach internationaler Norm wird nun die volle Bandspule um 180° gedreht auf dem linken Wickelteller wieder aufgesetzt.
Jetzt liegt die bespielte Spur 1 unten. Ohne Umschaltung der Aufnahmekanäle kann jetzt mit der oberen Kopfhälfte die Spur 2 aufgenommen werden. Nach erfolgtem zweiten Durchlauf ist das Tonband bei Halbspur-Aufzeichnung gefüllt.
Spurlagen: Mono Viertelspur
Bei Mono Viertelspuraufnahmen wird beim ersten Durchgang mit dem oberen Kopfteil ebenfalls zuerst Spur 1 aufgezeichnet.
Dann wird das Tonband wie bekannt gewendet und im zweiten Durchgang erfolgt die Aufzeichnung der zweiten Spur (ohne Umschaltung der Aufnahmekanäle).
Da bis jetzt erst zwei der vier Spuren bespielt sind, wird das Tonband nochmals gewendet. Gleichzeitig wird der Aufnahmekanal umgeschaltet. Dazu wird die Aufnahme-Vorwahltaste CHANNEL II gedrückt (linke Taste CHANNEL 1 durch nochmaliges Drücken auslösen). Die Aufzeichnung erfolgt dann über den Aufnahmekanal II und den unteren Kopfteil.
Nun sind drei der vier Spuren bespielt. Nach erfolgtem dritten Durchlauf wird das Tonband nochmals gewendet. Die vierte Spur wird bei gleicher Einstellung der Aufnahme-Vorwahltaste (CHANNEL II) bespielt.
Wird das Tonband wieder gewendet, so ist der Anfang des Tonbandes (Spur 1) zur Wiedergabe bereit. Der obere Teil des Wiedergabekopfes tastet die Spuren 1 und 2 ab, der untere Teil die Spuren 3 und 4. Die entsprechenden Stellungen des Wiedergabefunktionsschalters sind:
CH I Spuren 1 und 2
CH II Spuren 3 und 4
Bei der Wiedergabe von Viertelspuraufzeichnungen ist also analog zur Aufnahme für die Spuren 3 und 4 der Wiedergabefunktionsschalter auf CH II (Kanal II) umzuschalten. Aufzeichnung abweichend von der internationalen Norm abweichend besteht nun bei Mono Aufzeichnung die Möglichkeit, nach erfolgtem Bespielen der Spur 1 das Tonband nicht zu wenden, sondern zurückzuspulen.
Wenn das Tonband wieder am Anfang steht, wird auf Aufnahmekanal II (CHANNEL II) umgeschaltet. Spur 2 wird in gleicher Richtung wie Spur 1 aufgezeichnet (Parallelspuraufzeichnung). Analog bestehen für die Viertel-Spuraufzeichnung dieselben Möglichkeiten.
Bandumlegen erfolgt dann erst, wenn zwei Spuren bespielt sind. Bei der Wiedergabe kann durch einfache Spurumschaltung (CH I / CH II) Spur 1 oder Spur 3 (Spur 2 oder 4) gewählt werden.
Spurlagen: Stereo Halbspur
Bei der Aufzeichnung von stereophoner Modulation werden immer gleichzeitig zwei Spuren belegt.
Der linke Kanal wird auf Spur 1 (oben) und der rechte Kanal auf Spur 2 (unten) aufgezeichnet.
Bei Halbspur-Aufzeichnung ist demzufolge in einem Durchgang das ganze Tonband bespielt.
Spurlagen: Stereo Viertelspur
Bei Stereo Viertelspuraufnahmen werden im ersten Durchgang die Spuren 1 und 3 belegt und nach Umlegen des Tonbandes die Spuren 2 und 4.
Bei der Archivierung der Tonbänder, ist es sinnvoll, neben Titel und Dauer auch Geschwindigkeit und Spurlage einer Aufzeichnung zu notieren. Dies ist insbesondere für Mono Viertelspur empfehlenswert.
Multimedia
In diesem englischsprachigen Video wird das Thema Spurlagen und deren Geschichte (Entstehung) sehr gut erklärt.
Um Viertelspur-Bänder auf einer Zweispur-Bandmaschine nau bespielen zu können, müssen die Spuren des Löschkopfs ausreichend breit sein – sonst bleibt ein dumpf hörbares Restsignal. Maschinen mit NAB-Stereoköpfen (wie bei japanischen Amateur-„Master“-Tonbandmaschinen üblich) haben nur 2 mm breite Spuren und benötigen dementsprechend auch keine so breiten Löschspuren. DIN-Stereoköpfe können bis zu 2,8 mm breite Spuren aufweisen, und Schmetterlingsköpfe nützen die Breite des Bandes optimal aus. Für Profimaschinen gibt es sogar Vollspur-Löschköpfe.
(Vorsicht also beim Kauf gebrauchter Bänder – es nützt die beste Qualität des Materials, wie die hochgelobte Beständigkeit gegen Bröseln, Kleben und Schmieren, nichts, wenn die eigene Bandmaschine sie nicht löschen kann.)
Danke für die ausführlichen Hinweise!