Eine der interessantesten Tätigkeiten beim Arbeiten mit dem Tonbandgerät ist sicherlich die Möglichkeit, Bänder selber nach Belieben schneiden und kleben zu können. Hierdurch ist es dem Anwender möglich, die unterschiedlichsten Collagen und Schnitte selber zu gestalten.
Für den Tonbandschnitt benötigt man eine Bandschere (aus nicht magnetischem Material!) wie sie bereits bei einigen Geräten (z.B. ReVox B77 oder STUDER Modellen als Zubehör) enthalten ist. Eine Klebeschiene (Zubehörteil von ReVox – ist auf jeder B77 und STUDER Studiomaschine fest eingebaut), um die geschnittenen Enden wieder zusammenzufügen. Und natürlich einen entsprechenden Tonbandkleber (siehe weiter unten auf der Seite).
Entsprechende Klebebänder für Tonbänder gab es früher von verschiedenen Herstellern. In diesem Artikel widme ich mich den damals beim Rundfunk gebräuchlichen Produkten von BASF und AGFA.
Das AGFA Klebeband enthielt auf der Verpackung noch den Zusatz „für rückseitenmattiertes Band“. Gemeint waren damit die damals und heute wieder erhältlichen stärken Rundfunkbänder wie das ehemalige BASF LGR 50 oder AGFA PER 528.
Der blaue AGFA-Kleber auf dem Bild ist etwas dicker und vor allem frei portionierbar. Der BASF-Spender enthält hingegen 500 gleich große Klebestückchen, die man einzeln aus dem Spender ziehen kann. Es gab den BASF-Kleber aber auch am Stück auf Rolle.
Tonband schneiden – so funktioniert es
Das folgende Beispiel soll den Schnitt an einer STUDER A807 demonstrieren. Bei anderen Maschinentypen funktioniert alles vom Prinzip her identisch. Lediglich die Funktionen am Gerät sind anders beschrieben. Bei einer STUDER A80, STUDER A816 oder Telefunken M15A verwendet man z.B.: die Funktion „Edit“, um das Tonband an die Tonköpfe anzulegen und beim Rangieren hörbar zu machen:
Die hier oben gezeigte Anleitung zum Tonband Schneiden ist sicherlich eine sehr „komprimierte“ Abhandlung, funktioniert aber und führt zum Erfolg! Wichtig ist beim Schneiden vor allem die Übung und die Schulung des eigenen Gehörs!
Deswegen am Anfang nicht gerade das Band mit der wichtigsten Aufnahme verwenden, sondern ein „Übungsband“ auf dem man zum Beispiel eine Wortsendung aus dem Radio aufgenommen hat. Gerade mit einer solchen Aufnahme, die über einen professionellen Sprecher verfügt, habe ich persönlich die besten Erfahrungen gemacht!
Tonband schneiden und kleben
Zum Schneiden eignet sich hervorragend das aktuelle Tonband vom Typ RTM SM 911. Dieses Band ist dick genug, um es markieren, anfassen, schneiden und kleben zu können.
Es funktioniert natürlich auch mit den wesentlich dünneren alten Bandtypen von BASF, Maxell oder anderen Herstellern. Dies erfordert aber wesentlich mehr Geschick. Zudem sind bei dünneren Bandtypen die Schnitte eher zu hören, da das Trägermaterial des Bandes zum Schneiden und Kleben eigentlich zu dünn ist. Auch lässt es sich nicht so gut anfassen und ist nicht so strapazierfähig. Zusätzliches Problem bei sehr dünnen Bandtypen: Muss man den Kleber wieder entfernen, weil der Schnitt nicht gepasst hat, besteht die Gefahr, dass das Band beim Abziehen des Klebers zerstört wird!
Übrigens: bei den sogenannten „Consumer-Geräten“ (wie z.B. Grundig, Sony, Saba, Philips etc.) gibt es häufig nicht die Möglichkeit, das Tonband beim Rangieren der Spulen hörbar zu machen. Die Wiedergabeverstärker sind hier in der Regel nicht aktiviert, wenn das Gerät nicht abspielt. Man kann zwar auch ohne diese Funktion arbeiten, wird aber nie den wirklich präzisen Schnitt durchführen können. Vor allem Musikschnitte sind so nahezu unmöglich. Die ideale und auch beim Rundfunk verwendete Bandgeschwindigkeit liegt bei 38,1 cm/s. Merke: Je langsamer das Band läuft – desto ungenauer und schwieriger wird der Schnitt!
Zubehör für den perfekten Tonbandschnitt
Wer Tonbänder perfekt schneiden und kleben möchten, benötigt ein gewisses Zubehör.
- Farbe: Rot
- Breite: 1/4″
- Länge: 250 m
- Spule: NAB-Kern
- Farbe: Weiß
- Breite: 1/4″
- Länge: 250 m
- Spule: NAB-Kern
- Farbe: Grün
- Breite: 1/4″
- Länge: 250 m
- Spule: NAB-Kern
RTM Tonbandkleber – Splicing Tape
- Breite: 1/4″ (6 mm)
- Farbe: Blau
- Länge: 25 m
- Breite: 1/4″
- Führungskerben für 45° und 90° Schnitte
- Material: Aluminium
- Breite: 1/2″
- Farbe: Blau
- Länge 25 m
Multimedia
Das folgende Video zeigt exakt, wie der Tonbandschnitt früher beim Rundfunk vonstattenging. Heutzutage kaum noch vorstellbar, welcher Aufwand dahinter steckte und wie sehr es für diese Tätigkeit ein geübtes Gehör und Fingerfertigkeit brauchte. Schon ab dem zweiten Versprecher wird es kompliziert und es werden keine ganzen Wörter, sondern Silben geschnitten.
Dieses Video war natürlich keine wirkliche Werbung für das professionelle Rundfunktonband „BASF LGR 50“, sondern ein als Spaß produzierter Film eines begeisterten „Tonmenschen“.
Und auch das folgende Video möchte ich Euch nicht vorenthalten! Es zeigt auf sehr beeindruckende Weise, was man mit ein „paar“ Schnitten und Tonbandklebern anstellen kann. Exakt auf diese Art und Weise sind früher solche Musik-Mixe entstanden!