Zu Zeiten als vor allem im Rundfunk mit offen tragenden Tonbandwickeln gearbeitet wurde, war ein jeder Tontechniker dankbar für diese Erfindung! Wer den sogenannten „Katastrophen-Bobbie“, „Rettungsbobbie“ und wahrscheinlich ganz offiziell „Spreizwickelkern“ ursprünglich erfunden hat, war für mich bei Erstellung dieses Artikels leider nicht herauszufinden.
Wann benötigt man einen „Katastrophen-Bobbie“?
Kurze Antwort: Hoffentlich gar nicht! Aber haben ist wie immer besser als brauchen …
Man stelle sich folgende Situation vor: Man öffnet eine Tonbandschachtel mit einem freitragenden Wickel, der auf einem Bobbie gelagert ist – so wurde über Jahrzehnte im Rundfunk gearbeitet. Durch eine langjährige Lagerung und vielleicht auch bedingt durch den Transport von Bandkartons lockert sich manchmal das Tonband und der Bobbie kann dann aus dem Wickel herausfallen. Hat man nun keinen Katastrophen-Bobbie zur Hand, wird es äußerst schwierig bis unmöglich den Bandwickel mit seinen womöglich einmaligen Aufnahmen jemals wieder abspielbar zu machen.
Von dieser Art Bobbies gab es verschiedene Bauformen. Hersteller war unter anderem die Firma „Konstantin Danner Technische Werkstätte GmbH“ in Berlin. Aber auch die Tonbandhersteller AGFA und BASF haben diese Hilfsmittel ursprünglich hergestellt und angeboten. Konstantin Danner war mit seiner Firma spezialisiert auf alle möglichen Apparaturen, die man „damals“ im Rundfunk unbedingt brauchte, von denen sich aber keine großen Stückzahlen verkaufen ließen. Dazu gehörten zum Beispiel das „Danner R40C“. Dies war eine Maschine zur endlosen Wiedergabe von Pausenzeichen. Mit der Digitalisierung waren solche Maschinen natürlich obsolet. Heutzutage sendet sowieso kein Radiosender mehr ein Pausenzeichen und wenn doch, dann kommt dieses aus dem Computer.
Wie wird der Katastrophen-Bobbie verwendet?
Vielen Dank an Andreas Knedlik der in einem Beitrag auf seiner Facebook-Seite „Digiandi.de – Das Hörfunkarchiv“ den Vorgang mittels Bildern bestens beschrieben hat.
Beispiele für Katastrophen-Bobbies
Nach längerer Recherche kann ich Euch hier nun zwei Arten der Katastrophen-Bobbies vorstellen. Nicht aber ohne mich sehr herzlich bei den beiden Bilder-Lieferanten zu bedanken! Vielen Dank also an Andreas Knedlik von der Seite www.digiandi.de. Auf dieser Seite möchte ich Euch bei dieser Gelegenheit auch sehr die „Zeitzeugengespräche“ rund um die Themen Rundfunk-, Rundfunktechnik und die Geschichte des Rundfunks ans Herz legen!
Die Bilder von Andi zeigen einen Katastrophen-Bobbie von Escho / RFZ aus der DDR:
Die von Clemens zur Verfügung gestellten Bilder zeigen einen Katastrophen-Bobbie aus der Schweiz von der IRG-Luzern. Dabei handelte es sich um die 1946 gegründete „Innerschweizerische Rundspruch-Gesellschaft. Welche heute die SRG Luzern ist.
Woher der „Bobbie“ seinen Namen hat
Der in aller Regel aus Metall bestehende Wickelkern für offen tragende Tonbandwickel (es gibt auch Varianten aus Kunststoff) ist landläufig unter dem Namen „Bobbie“ bekannt. Das Wort leitet sich vom französischen Wort „Bobine“ (= Spule) ab. Somit ist die richtige Schreibweise eben auch nicht „Bobby“ (wie der englische Polizist), sondern „Bobbie“. In manchen Rundfunkstudios und Redaktionen wurde der Bobbie seinerzeit nicht nur als Halterung für Tonbänder verwendet, sondern war auch äußerst beliebt als Aschenbecher und Flaschenöffner … 😉
Katastrophen-Bobbie kaufen?
Nein, offiziell gibt es dieses sehr nützliche Hilfsmittel heutzutage sehr wahrscheinlich von keinem Hersteller mehr zu kaufen. Mit etwas Glück kann man vielleicht mal ein gebrauchtes Exemplar irgendwo im Internet ergattern.