Im Jahr 1998 begann Eroc, sich mit der aufkommenden digitalen Mastering-Technologie zu befassen. Die ersten Produktionen waren fünf Remasterings für Grobschnitt, seine ehemalige Band, ein Sampler für Tom Jones und eine CD der Yardbirds, alle für Repertoire Records, für die Eroc bis heute tätig ist.
Im Jahr 2000 zog sich Eroc endgültig aus den Woodhouse Studios zurück, die er 1983 mit begründet hatte und arbeitet seitdem auf seiner Mastering Ranch in Breckerfeld in der Nähe von Hagen.
Die Namensgebung „Ranch“ geschah durch Hank Beckmeyer, einen damaligen Mitarbeiter von Repertoire Records.
Seither hat Eroc über 1.000 komplette Produktionen bearbeitet und national und international einen überragenden Ruf als klangliche Fachkompetenz erlangt. Aufgrund dieser Leistung steht der Name Eroc’s Mastering Ranch in Deutschland und weltweit ganz oben.
Eroc über sich auf seiner Homepage
Musiker und Mastering-Spezialist Eroc im Interview
Im Februar 2009 war Eroc zu Gast in der WDR-Hörfunksendung „Musikclub“. Thema war: „Die Kunst des Mastering und Remastering“. Die Sendung dauert ca. eine Stunde (mit Musik) und ist wirklich interessant anzuhören. Nicht nur wegen der zahlreichen Klangbeispiele, sondern weil man sehr gut hören kann, dass Eroc wirklich „Fachmann und Spezialist“ ist und einfach weiß wovon er spricht. Viel Spaß beim Anhören!
Musiker und Mastering-Spezialist Eroc
Mein erstes Tonbandgerät war ein Schaub-Lorenz SL-100 mit Röhrentechnik. Ich bekam es 1961, als ich zehn war. Und exakt zwei Jahre später – ich hatte lange genug genervt- kauften mir meine Eltern tatsächlich ein zweites dieses Typs, damit ich endlich nach Herzenslust experimentieren, kopieren und studieren konnte. So „erfand“ ich den Phasing-Effekt (1964) durch geschicktes synchrones Starten beider Geräte, das Stereo (1966) durch Aufnahme eines Bandes über die beiden Mono-Geräte und die HiFi-Aufzeichnung (1967) durch die Montage eines größeren Rades aus dem Stabilbaukasten auf die Achse des Motors, wodurch die Bandgeschwindigkeit erhöht wurde, dadurch natürlich der Bias nicht mehr stimmte, aber alles herrlich frisch und ohne Drop-Outs rüber kam. Etliche Aufnahmen davon (z.B. von Radio CAE) existieren noch heute und klingen wie am ersten Tag.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich zielbewusst anstrebte, endlich eine richtige „Maschine“ zu bekommen. Lange genug hatte ich die HiFi-Jahrbücher von 1968 und 1969 gewälzt, die schönen großen Spulen des „Ferrograph“ bewundert, mit dem TG-1000 von Braun geliebäugelt, die Flüche von Freunden gehört, die ihr Uher-Royal am liebsten in die Tonne getreten hätten…
Mein Traum war die Revox A 77
Mein Traum war die Revox A 77, die als Nachfolger der legendären ReVox G36 gerade neu erschienen war. Und 1970 war es dann so weit: ich hatte mein karges Geld aus der Lehre so lange gespart, bis es für die 1.350,- Mark reichte und sie dann mit ihrer glänzenden Bedienfront und den riesigen 27-cm Spulen vor mir stand. Die ersten Wochen schlief ich neben dem Gerät und nutzte wirklich jede freie Minute des Tages, um mit meinen drei Geräten alles auszuprobieren, was denkbar war.
So kam ich zu Studer-Revox, aber ich ahnte nicht, was durch meine Band „Grobschnitt“, die damals gerade im Entstehen war, daraus werden sollte…
Ich habe sie alle besessen: A 77, A 77 HS mit 38 cm/S, B 77, A 700, A 80, A 810, A 820, auch in 16 bzw. 24-Spur Ausführung. Und einige davon tun noch heute getreulich hier ihren Dienst. Und ich kannte alle aus dem täglichen Gebrauch: Telefunken, Studer, Ampex, Scully, Itam, MCI, Otari, von denen ich auch etliche besaß und zum Teil noch heute habe. Doch war es nur eine einzige Frage, wenn man im Profibereich wirklich das beste wollte: entweder TELEFUNKEN (M 5, M 10, M 15) oder STUDER (A 80, A 800).
„Unverwüstliche Dinosaurier“
Der Rundfunk setzte in großen Bereichen auf Telefunken, wohl auch wegen vertraglicher Dinge. Aber der Rundfunk in Deutschland klang ja auch nie wirklich gut. Trotzdem kauften auch viele Studios Maschinen dieser Marke, denn sie galten als unglaublich zuverlässig. Und betrachtet man heute die fast 10 kg schwere Schwungmasse am Motor einer M 10 A, dann ist der Begriff „unverwüstliche Dinosaurier“ gerade hier als erstes angebracht.
Doch Studer entwickelte als erster den auch in der Kleinserie Revox eingesetzten geregelten Capstan und übertrug die Erfahrungen im Profibereich rigoros auch in die Amateurklasse. Die modulare Technik, die bewährten, von Studer selbst gefertigten Tonköpfe, die Pinch-Roller, ja sogar die Birnchen für die Beleuchtung waren bei den Studiomaschinen und in der Revox-Serie identisch. Das verschaffte Studer zum einen Vorteile in der (einheitlichen) Fertigung, zum anderen den Ruf, dass die Revox die wohl beste Amateurmaschine der Welt sei, was durchaus behauptet werden kann, denn die Amateur-Serien von Telefunken waren dagegen ein Witz.
„Im Profi-Lager hatte Studer die Nase bald vorn“
Doch auch im Profi-Lager hatte Studer die Nase bald vorn. Wirkte eine M 10 wie ein solider Mercedes, strahlte die A 80 mit ihrem Aluminium-Design, den riesigen Bedientasten und der patentierten Bandführung dagegen wie ein Rolls Royce, den Telefunken auch mit der M 15 nicht erreichen konnte. Ich vergesse nie die Augen einiger Mitarbeiter von Radio Bremen, die mich 1981 erstmals zu einem Interview besuchten. Sie staunten die A 80 an und sagten: „Mann, was für ein Anblick! Für so was hat Radio Bremen kein Geld, wir haben nur Telefunken…“
Doch auch klanglich bevorzugte man, wenn man Ohren hatte, die Studer. Bei Polygram in Hannover hörte ich mehr als einmal als Antwort auf meine Frage „warum Studer?“ den Satz „die klingt schöner, weil sie gegenüber Telefunken eine andere Tonkopfwicklung hat…“
Später, als die HiFi-Technik weitere Fortschritte machte, offenbarten sich jedoch klangliche Schwächen der professionellen Bandmaschinen. Hatte man mit Dolby A bzw. Telcom oder dBx das Bandrauschen zwar in den Griff bekommen, so war doch immer noch ein Unterschied im Studio hörbar, wenn eine Darbietung zunächst direkt abgehört und danach „vom Band“ kam, was leider den Ruf begründete, dass das Tonband doch irgendwie kein optimales Aufnahmemedium, und die heutige Digitaltechnik „viel besser“ sei. Das ist ganz klar gesagt, falsch. Die 16-Bit CD ist eine Frechheit vom Klang her, und mit 192 kHz und 24 Bit erreichen wir derzeit gerade mal eine akzeptable Lösung für die Tonkonservierung bzw. die Kopie alter Tonbänder.
Der Hauptfehler von Studer und allen anderen lag darin, dass man sich gezwungenermaßen zu sehr auf Servicefreundlichkeit, leichte Bedienbarkeit und die korrekten Messdaten konzentrierte. Im täglichen Profieinsatz musste man „mal eben“ eine Karte wechseln, bzw. per Messgerät sehr schnell und sicher die Normdaten kontrollieren und korrigieren können. Doch das wurde mit Technik erkauft, die dem Klang abträglich ist.
Unzählige Steckverbindungen und lange Kabelwege, unzweckmäßige Auslegung der Schaltungen kosten Transparenz, ein eminenter Faktor im Klang, der nicht „messbar“ aber sehr wohl hörbar ist. Doch was nicht messbar war, galt lange Zeit leider als Unsinn und Spekulation und wurde, wenn doch hier und da erkannt, dann auch noch unter der Decke gehalten.
Einmessung einer STUDER A80
Ich vergesse niemals den Spruch eines begnadeten Service-Technikers von Studer, den ich zum erstmaligen Einmessen unserer ersten STUDER A80 (16-Spur) bestellt hatte. Er checkte den Bias (Hochfrequenzvormagnetisierungsjustierung) nach dem Buch mit einem Messgerät bei 10 kHz exakt nach Vorschrift. Ich machte das aber schon seit Jahren bei 100 Hz nach dem Gehör, weil das klanglich bessere Ergebnisse brachte. Sein Kommentar: „Sehen Sie das so, ich muss als Techniker dem Kunden beweisen, dass ich seine Maschine richtig und präzise eingemessen habe.
Wenn der Bandhersteller 1.5 dB über Bias-Maximum vorschreibt, muss das dann auch im Messprotokoll so stehen. Ich kann mir da nicht einen Kopfhörer aufsetzen, einen Brummton auf`s Tape geben, und so lange schrauben, bis es meiner Meinung nach „gut klingt“. Da würde Studer mich nach drei Tagen rausschmeißen. Aber lassen Sie sich eines sagen, Herr Eroc (er nannte mich immer „Herr Eroc“), ein wirklich guter Klavierstimmer benutzt kein Oszilloskop, sondern ausschließlich sein Gehör…“
Sein Gehör benutzt z.B. Tim de Paraviccini in England, einstmals Entwicklungsingenieur bei Luxman, heute „verrückter Professor“ in Sachen Analogtechnik und Bandmaschinen. Er verteufelt die Digitaltechnik rigoros und modifiziert Studer-Maschinen so, dass sie weit über 35 kHz hinaus noch sauber aufzeichnen und endlich richtig gut klingen. Und nichts anderes machte ich auch: Verkabelung aus der Hochtemperaturreaktorsteuerungstechnik (auch intern), Überbrückung aller Steckverbindungen (auch bei IC`s), Wunderwässerchen bei allen noch notwendigen Steckanschlüssen, Überdimensionierung der Spannungsversorgungen und weitere Tricks und Konstruktionen, die alle den Klang „nach vorn“ bringen. Im Bereich Remastering und Restaurierung hole ich dadurch von Tonbändern wirklich alles runter, was drauf ist, und das ist mitunter sehr sehr viel!
„The History of Solar Music“
Im meiner neuen Serie (leider auch nur auf 16-Bit CD erhältlich) „The History of Solar Music“ veröffentliche ich erstmals Konzertmitschnitte von Grobschnitt aus den 70ern. Sie stammen alle von Kassette (!) bzw. Aufnahmen mit der Revox A 700 auf 19 cm/s. Der einhellige Kommentar ist, dass die Band auf Konserve noch nie so gut geklungen hat und diese Live-Mitschnitte klanglich das meiste auf dem Markt an die Wand drücken. Jemand behauptete sogar, dagegen könne man die letzten Live-Remasterings von Pink Floyd, die ich leider nicht kenne, getrost in die Tonne treten. Und dieser „Jemand“ besitzt zufällig eine Plattenfirma mit tausenden von CD´s im Vertrieb.
Fazit
Ich bin mit Studer und der analogen Bandtechnik groß geworden. Und ich bin noch längst nicht bereit, dem abzuschwören. Die heutigen digitalen Möglichkeiten sind eine sinnvolle Ergänzung, aber bestimmt kein Ersatz.
EROC im April 2002 für das STUDER und ReVox Infoportal
Multimedia
Eroc´s wahrscheinlich berühmtestes Werk ist die „Wolkenreise“ aus dem Jahr 1978.